Royan im Nieselregen

Ich bin mir nicht sicher, woran es liegt – vermutlich fehlt mir einfach der Vergleich. Meiner persönlichen Erfahrung nach haben viele französische Küstenstädte einen sehr zweckmäßigen, teils brutalen Beton-Charme. Das mag auch daran liegen, dass die französische Atlantikküste im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde. Ein extremes Beispiel dafür ist in Royan – ähnlich wie in Le Havre – die brutalistische Betonkirche Église Notre-Dame de Royan.
Der Plan war simpel: an einem kühlen Abend in Royan den Tag ausklingen lassen. Die kleine Sidequest bestand darin, pitoreske Strandhütten und Zelte zu entdecken. Die Zelte waren – wie meine Frau vermutet hatte – vermutlich wegen des Regens und der nahenden Nacht bereits abgebaut. Die Strandhütten waren überschaubar in der Zahl und boten mangels interessantem Licht auch kein lohnendes Fotomotiv.

Nachdem wir das Auto geparkt hatten, wollten wir uns erst einmal orientieren. Dabei sind wir zufällig auf die eigenwillige Betonkirche gestoßen. In dem Moment hätte ich mir doch die längere Brennweite mit mehr Kompression gewünscht.
Wir sind etwas Planlos über die Promenade gestolpert mit der fixen Idee am Ende die Markthalle welche ein Betondach in Form einer riesigen Muschel überspannt zu erkunden. Leider hat der Regen nicht nachgelassen sondern ehr angezogen. Noch so ein Phänomen bei unseren Frankreichreisen, gefühlt haben die Bars und Restaurants immer dann geschlossen wenn wir sie am dringensten benötigen.

So ein Refugium mit einem lokalen Bier oder Wein wäre eine feine Sache gewesen. Am Ende war es die Flucht nach vorne, also zurück zum Auto. Royan wurde noch nicht ganz aufgegeben, zum Abschluss noch einen Abstecher durch das Villenviertel direkt am Strand. Schon wurden Pläne für einen frühmorgendlichen Besuch geschmiedet, quasi Architektur zur Goldenen Stunde. Als wir dann der Küstenstraße weiter Richtung Phare du Port folgten wurden wir mit einem Blick auf die schönen Seiten von Royan belohnt.

Manchmal muss man den Dingen Raum und Zeit lassen und sich nicht vom ersten Eindruck blenden lassen. Vielleicht kommt irgendwann die Zeit an dem wir Royan im Licht der aufgehenden Sonne einen Besuch abstatten.