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Bildstock – Eine Microchallenge

·2 min

Ein Microabenteuer auf die Fotografie übertragen:
Jimmy West, den ich dir hier vorgestellt habe, hat einen Generator für persönliche fotografische Herausforderungen entwickelt.
In seinem YouTube-Video stellt er die These auf, dass man ein Motiv umso bewusster wahrnimmt, je intensiver man sich damit beschäftigt.
In der Psychologie nennt man das Frequenzillusion – im Internet wird es gerne als Baader-Meinhof-Phänomen bezeichnet.


Der Startpunkt #

Zurück zum Projekt: Das Ganze hat mich ziemlich neugierig gemacht.
Also habe ich den Impulsgeber angeworfen – und heraus kam:

Document architectural oddities (extensions, sheds, barns)

Zu Deutsch: „Architektonische Kuriositäten“.
Erstmal hatte ich keinen rechten Plan, aber dann formte sich eine Idee: Bildstöcke.
Okay, ich habe ein bisschen geschummelt – statt völlig spontan loszuziehen, habe ich mein Unterbewusstsein auf die Suche geschickt.
Erstaunlicherweise konnte ich gleich mehrere dieser kleinen Bauwerke auf meinen Hunderunden entdecken.
Im ersten Moment hatte ich nur einen einzigen vor Augen, aber plötzlich tauchten überall welche auf.

Dieser Bildstock wurde laut Inschrift im Jahr 1786 errichtet.

Der Blick auf das Vertraute #

Wie schon bei The Spaces in Between geht man an diesen Bauwerken normalerweise achtlos vorbei.
Ich bin kein besonders religiöser Mensch, vor allem kein großer Freund von Kruzifixen – und doch haben diese stillen Begleiter am Wegesrand etwas Faszinierendes.

Dieser Bildstock am Malefikantenweg wurde laut Informationstafel bereits 1542 errichtet.

Überrascht hat mich vor allem, wie alt viele dieser Bildstöcke sind.

Verwittertes Holz und verblasste Farbe – Spuren der Zeit an einem namenlosen Bildstock.
„Vor Blitz, Hagel & Ungewitter bewahre uns o Herr“ – ein Bittspruch um Schutz vor Naturgewalten.

Fast jeder, den ich gefunden habe, war von einer Bank begleitet – ein Ort zum Verweilen.
Ob man dort eine Pause vom Alltag macht, sich auf einer Radtour ein Brot schmeckt, einfach die Beine ausstreckt oder (in jüngerer Zeit immer häufiger) ein kleines 4/20-Ritual zelebriert – diese Orte laden zum Innehalten ein.

Ein verwitterter Bildstock mit Bank am Wegesrand, stiller Zeuge vergangener Zeiten.

Dunkle Kapitel #

Manche Bildstöcke erzählen allerdings auch düstere Geschichten:
Der Bildstock am Malefikantenweg etwa war die letzte Gebetsstätte der Verurteilten – direkt vor dem Galgen.
Solche Details erfährt man nur, wenn man stehen bleibt und die Infotafeln liest.

Bildstock am Malefikantenweg, errichtet 1542. Diente einst Verurteilten als letzte Gebetsstätte vor dem Galgen.

Fazit #

Eine spannende Erfahrung: sich mit einer Microchallenge einem scheinbar kleinen Thema zu widmen und dabei Altbekanntes ganz neu zu entdecken.

Verwittertes Kruzifix unter einem einfachen Blechdach – stille Erinnerung am Wegesrand.
Ein altes Wegkreuz mit Bank – Ort der Rast und des Innehaltens.