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Das Unscheinbare – meine Teilnahme an The Spaces in Between

·3 min

Wer ist Jimmy West?
Das hatte ich mich bis vor kurzem auch gefragt – bis er plötzlich in einem der YouTube-Videos von Greg Howard auftauchte. Irgendwie war mir Jimmy von Anfang an sympathisch. Als er dann von seinem Projekt The Spaces in Between erzählte, war für mich klar: Ich möchte dort ebenfalls ein Bild einreichen.

Was mich an diesem Projekt fasziniert: Es beschäftigt sich genau mit der Art Fotografie, die ich im Moment am liebsten betreibe. Ich schnappe mir meine Kamera und lasse mich einfach treiben. Wann immer mir etwas Interessantes vor die Linse kommt, versuche ich es einzufangen.

Vielleicht fragst du dich jetzt: Wozu überhaupt eine Kamera? Warum nicht einfach das Handy nehmen?

Genau das ist der Punkt. Für mich persönlich macht es einen riesigen Unterschied, ob ich die Welt durch den Sucher einer Kamera betrachte oder zum x-ten Mal auf das Display meines Handys starre und halbherzig einen Schnappschuss mache.

Im Frühsommer 2024 habe ich deshalb meine alte Canon 350D vom Staub befreit. Das war eine ganz bewusste Entscheidung: weniger Handy, mehr Hier und Jetzt. Natürlich klappt das nicht immer, aber die Fotografie hilft mir tatsächlich, im Moment zu sein. Während ich versuche, ein Bild zu machen, kann ich vom Alltag abschalten und mich ganz auf den Augenblick konzentrieren. Vielleicht ist das so etwas wie Meditation.

Auch das Unscheinbare hat seine eigene Geschichte – ein Mülleimer am Wegesrand, eingefangen auf einem ziellosen Streifzug.

Und ja, manchmal sind es Mülleimer oder weggeworfene Chipstüten, die ich fotografiere. Warum nicht einfach die „schönen Dinge“?
Mir wurde schon nachgesagt, ein Dinge-Fotograf zu sein: Andere fotografieren Menschen, ich fotografiere Dinge. Stimmt – und ich bin stolz darauf. Für mich ist es befreiend, einfach loszuziehen, ohne festen Plan, und zu fotografieren, was mir begegnet. Immer dann, wenn ich mit einer fixen Idee im Kopf losziehe, bin ich am Ende enttäuscht, weil das Bild nicht so wird, wie ich es mir vorgestellt habe. Wenn ich mich treiben lasse, entstehen oft ehrlichere, spontanere Bilder.

Straßenmomente: Ein Sticker als Kommentar zum Alltag, eingefangen im Vorbeigehen.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, warum ich nur wenige meiner Bilder auf Instagram veröffentliche. Zum einen nervt mich das starre Seitenverhältnis, das Meta für richtig hält. Zum anderen gerät man schnell in diesen Algorithmus-Strudel: Keine Likes → ich mache schlechte Bilder. Viele Likes → ich mache mehr von diesem Motiv.
Schon entstehen die Bilder zuerst in meinem Kopf, bevor ich überhaupt die Kamera in der Hand habe. Das setzt mich unter Druck und nimmt mir die Freude. Am Ende bleibt die Kamera liegen – weil der Dopaminkick ausbleibt.

Jimmys Projekt ist da völlig anders. Es erlaubt mir, meine Bilder ohne diesen mentalen Stress zu zeigen. Die eingereichten Fotos sind unglaublich vielfältig, und ich habe einige großartige Fotografinnen und Fotografen entdeckt, die mir sonst wahrscheinlich nie begegnet wären – selbst wenn sie in meinem Instagram-Feed aufgetaucht wären.
Das Projekt lädt dazu ein, sich Zeit zu nehmen, die Bilder in Ruhe zu betrachten und auch später wiederzukommen.

Ich finde es großartig, wenn Menschen wie Jimmy sich zur Aufgabe machen, die Fotografie anderer sichtbar zu machen. Danke, Jimmy – mach weiter so!